SpacerSpacer

Jenny Holzer

*1950 in Gallipolis/Ohio, Vereinigte Staaten von Amerika
Lebt und arbeitet in Hoosick/New York, Vereinigte Staaten von Amerika

How do you resign yourself to something..., 1998



Die amerikanische Künstlerin Jenny Holzer ist vor allem für ihre textbasierten Installationen bekannt. Ob auf Plakatwänden, LED-Laufschriften, T-Shirts oder Tassen – ihre Arbeiten fordern uns auf, über die vielen Worte und Botschaften, die uns im Informationszeitalter durch Nachrichten, Werbung und andere Massenmedien erreichen, nachzudenken und sie zu hinterfragen. Ihr ist es dabei wichtig, mit ihren Aussagen Menschen außerhalb der traditionellen Kunsträume wie Museen und Galerien anzusprechen. Ihre Kunstwerke sollen nur zufällig und nebenbei im Alltag bemerkt und nicht sofort als Kunst wahrgenommen werden.

Ein Beispiel für diesen konzeptuellen Ansatz Holzers sind schlicht und klar konstruierten Steinbänke mit eingravierten Texten, die einen Ort für Reflexion und Diskussion bieten. Die erste dieser Steinbänke wurde 1986 in einem sakral erscheinenden Raum einer New Yorker Galerie präsentiert. Die Künstlerin arbeitet mit unterschiedlichen Steinsorten und wählt die Materialien sorgfältig und passend zu den eingravierten Formulierungen aus, die immer einer ihrer spezifischen, seit Ende der 70-er Jahre entwickelten Textserien entstammen. Jenny Holzer

Die erste, „Truisms“ (Binsenweisheiten; 1977-1979), basierte auf gängigen Sprüchen und Klischees. Diese Botschaften waren in New York zunächst auf anonymen Plakaten zu lesen, bevor sie beispielsweise 1982 auf einer großformatigen elektronischen Werbetafel am Times Square und schließlich auch auf T-Shirts und Steinbänken erschienen.

In der Serie „Living“ (Leben; 1980-1982), der auch das in Bingen ausgestellte Kunstwerk angehört, trägt Holzer eine Reihe zurückhaltender, in einem sachlich-journalistischen Stil geschrieben Beobachtungen, Hinweise und Warnungen zusammen. Die Kommentare hinterfragen die Art und Weise, wie das Individuum und sein Körper mit Landschaften, Personen, Regeln, Erwartungen, Wünschen, Ängsten, anderen Körpern, dem eigenen Fleisch und dem eigenen Selbst umgeht.

In den Granit eingeschliffen, erhalten Holzers Sprüche einen unumstößlichen Ewigkeitswert, der – nicht zuletzt im Kontext des Binger Ausstellungsortes – an die Gesetzestafeln Moses mit den Zehn Geboten denken lässt und somit in Kontrast zu der eigentlichen Beliebigkeit der Aussagen steht. Durch die Aufstellung in der Basilika erhält das Kunstwerk eine spirituelle Dimension und lädt den Betrachter ein, sich nicht nur auf die philosophische Komponente des Textes einzulassen, sondern auch auf den Kirchenraum als einen Ort des Innehaltens und des „Insichgehens“.

HOW DO YOU RESIGN YOURSELF TO
SOMETHING THAT WILL NEVER BE?
YOU STOP WANTING THAT THING,
YOU GO NUMB, OR YOU
KILL THE AGENT OF DESIRE

WIE FINDEST DU DICH MIT ETWAS AB,
DAS NIE SEIN WIRD? 
DU HÖRST AUF, ES ZU WOLLEN,
DU STUMPFST AB ODER DU
TÖTEST DEN AUSLÖSER DES VERLANGENS AB.

Die Basilika St. Martin mit den Kunstwerken von Jenny Holzer und Jimmie Durham ist samstags von 14 -16 Uhr und sonntags von 14 - 17 Uhr geöffnet. Auch die künstlerische Ausstattung der Basilika mit einer Thronenden Muttergottes aus dem frühen 14. Jahrhundert und den zur Blütezeit der Gotik entstandenen anmutigen Figuren der Heiligen Katharina und Barbara im weichen Stil des Mittelrhein lädt zusammen mit anderen herausragenden Kunstwerken zu einem Rundgang ein.

zurück zur Künstler-Übersicht